Dienstag, 12. August 2014
Jeden Tag, genauer gesagt jeden Arbeitstag, juckel ich über die Autobahn. Und je nachdem, wie mir gerade ist, fahre ich langsamer oder schneller. Langsam geht ja immer, schnell ist bei mir eher relativ zu sehen, da ich nur einen älteren, kleinen Polo habe. Naja, jedenfalls beobachte ich bei diesen Touren immer wieder die gleichen Gefahrentypen:

TYP 1 - DIE DRAUFGÄNGER
Auf der Strasse herrscht Krieg. Und hinter jemanden herzufahren ist wohl die schlimmste Schmach, die einige erleiden können. So schlimm, das sie sogar ihr eigenes und das Leben der anderen dafür riskieren, der Erste zu sein. Der Schnellste. Der Tollste. Geschwindigkeitsbegrenzungen sind ihnen kein Dorn im Auge - nein - sie sind ihnen schlichtweg egal. Auch das physikalische Gesetz, das zwei Körper nicht zur gleichen Zeit den gleichen Raum einnehmen können, scheinen sie sie zeitweilig ad absurdum führen zu wollen, könnte man meinen. Wenn man mit "lahmen" 140 km/h auf der linken Spur einen LKW überholt und im Rückspiegel den Fahrer des Wagens - leicht genervt oder sogar schon wutschnaubend - aber meist noch nicht mal mehr die Scheinwerfer des Autos sehen kann. Weil sie schon im Briefmarkendichte-Abstand hinter einem hängen. Ob gerade der Berufsverkehr voll am toben ist oder nicht ist selbstverständlich auch zweitrangig egal.

TYP 2 - HOPPLA, HIER KOMME ICH
Diese Leute gucken meistens nach vorne, aber eher selten mal zur Seite oder nach hinten. Setzen sie den Blinker, weil ein LKW oder ein langsam fahrender PKW ihren Weg blockiert, setzen sie den Blinker links, was sie in ihrer ganz eigenen Welt zum sofortigen Spurwechsel berechtigt. Selbstverständlich habe sich alle anderen dann spontan in Luft aufzulösen. Die gleiche Technik wird auch beim Auffahren auf die Autobahn verwendet. Wird der Standstreifen für den Verkehr freigegeben, wird trotzdem in der Mitte gefahren (wenn nicht gar gleich ganz links). Was die unter TYP 1 genannten natürlich dann vollends zur Weissglut treibt. Und zu noch gefährlicheren Manövern. Einige Fahrer von TYP 2 mutieren dann zu TYP 3.

3) DIE OBERLEHRER
Sie denken, sie haben die Weisheit - oder in diesem Falle die StVo - mit Löffeln gefressen. Oftmals handelt es sich um Fahrer, deren Erwerb des Führerscheins, und damit auch der Theorie-Unterricht sowie die entsprechende Prüfung, schon 30-40 Jahre zurückliegen. Mal ganz davon abgesehen, dass sich da so einiges geändert hat in der Zwischenzeit, hat sich auch die Erinnerung an die Verkehrsregeln sehr verkärt.
Meistens haben wir hier eine Paarung aus TYP 2 und TYP 3, d.h. Blinker raus, SOFORT die Spur wechseln, wenn es sein muss direkt vor den Kühler desjenigen, dem sie gerade mit Bravour die Vorfahrt genommen haben, dann erbost in den Rückspiegel schauen und dem furchtbaren Menschen hinter sich mit dem Zeigefinger drohen, weil er unartig ist und den Sicherheitsabstand nicht einhält. Mir persönlich fällt dann wirklich alles aus dem Gesicht. Das Schlimme hieran ist, dass ich annehme, die denken wirklich, sie sind im Recht und die anderen machen die Fehler. Ist natürlich noch gefährlicher, weil die ihr Verhalten nie ändern. Warum auch.

Manchmal, wenn ich gerade unterwegs bin.....nein - eigentlich jedes Mal, wenn ich unterwegs bin, ärgere ich mich, dass es verboten ist, das Ganze zu filmen und online zu stellen. Ich hätte Material ohne Ende.

In dem Sinne: Immer schön vorsichtig und am besten die Kühlerhaube heraushalten aus diesem Wahnsinn. Soweit es geht zumindest. Ich möchte gar nicht behaupten, dass ich die perfekte Autofahrerin bin, aber ich tue mein Bestes und von Tag zu Tag werde ich defensiver (soweit das überhaupt noch möglich ist).

Abschließend noch eine sehr erstaunliche Entdeckung: Je größer, schneller und teurer ein Auto ist, desto größer ist das asoziale Potential des Fahrers. Echt erstaunlich.