Das Handbuch für die gute Ehefrau


In einer Familie zählen nur die Bedürfnisse von einem einzigen, und das ist der Ehemann - jedenfalls wenn es nach der
britischen Zeitschrift "Housekeeping Monthly" geht, die in ihrer Ausgabe vom 13. Mai 1955 zusammenfasst, wie eine gute
Ehefrau sich ihrem Mann gegenüber zu betragen hat und damit gleichzeitig ein düster-skurriles Sittenbild von
Partnerschaft in den 50er Jahren zeichnet:
Verwöhne IHN!
• Halten Sie das Abendessen bereit. Planen Sie vorausschauend, evtl. schon am Vorabend, damit die köstliche
Mahlzeit rechtzeitig fertig ist, wenn er nach Hause kommt. So zeigen Sie ihm, dass Sie an ihn gedacht haben und
dass Ihnen seine Bedürfnisse am Herzen liegen. Die meisten Männer sind hungrig, wenn sie heimkommen und die
Aussicht auf eine warme Mahlzeit (besonders auf seine Leibspeise) gehört zu einem herzlichen Empfang, so wie
man ihn braucht.
• Machen Sie sich schick. Gönnen Sie sich 15 Minuten Pause, so dass Sie erfrischt sind, wenn er ankommt. Legen
Sie Make-up nach, knüpfen Sie ein Band ins Haar, so dass Sie adrett aussehen. Er war ja schließlich mit einer
Menge erschöpfter Leute zusammen.
• Seien Sie fröhlich, machen Sie sich interessant für ihn! Er braucht vielleicht ein wenig Aufmunterung nach einem
ermüdenden Tag und es gehört zu Ihren Pflichten, dafür zu sorgen.
Das traute Heim
50er Jahre Die glückliche Hausfrau und ihr Mann in ihrer Küche mit frisch gebackenem Kuchen.
© Corbis-Bettmann, New York
• Räumen Sie auf. Machen Sie einen letzten Rundgang durch das Haus, kurz bevor Ihr Mann kommt.
• Räumen Sie Schulbücher, Spielsachen, Papiere usw. zusammen und säubern Sie mit einem Staubtuch die Tische.
• Während der kälteren Monate sollten Sie für ihn ein Kaminfeuer zum Entspannen vorbereiten. Ihr Mann wird
fühlen, dass er in seinem Zuhause eine Insel der Ruhe und Ordnung hat, was auch Sie beflügeln wird. Letztendlich
wird es Sie unglaublich zufrieden stellen, für sein Wohlergehen zu sorgen.
• Machen Sie die Kinder schick. Nehmen Sie sich ein paar Minuten, um ihre Hände und Gesichter zu waschen (wenn
sie noch klein sind). Kämmen Sie ihr Haar und wechseln Sie ggf. ihre Kleidung. Die Kinder sind ihre "kleinen
Schätze" und so möchte er sie auch erleben. Vermeiden Sie jeden Lärm. Wenn er nach Hause kommt, schalten
Sie Spülmaschine, Trockner und Staubsauger aus. Ermahnen Sie die Kinder, leise zu sein.
• Seien Sie glücklich, ihn zu sehen.
• Begrüßen Sie ihn mit einem warmen Lächeln und zeigen Sie ihm, wie aufrichtig Sie sich wünschen, ihm eine
Freude zu bereiten.
Opfere dich auf - ER ist der Chef!

• Hören Sie ihm zu. Sie mögen ein Dutzend wichtiger Dinge auf dem Herzen haben, aber wenn er heimkommt, ist
nicht der geeignete Augenblick, darüber zu sprechen. Lassen Sie ihn zuerst erzählen - und vergessen Sie nicht,
dass seine Gesprächsthemen wichtiger sind als Ihre.
• Der Abend gehört ihm. Beklagen Sie sich nicht, wenn er spät heimkommt oder ohne Sie zum Abendessen oder
irgendeiner Veranstaltung ausgeht. Versuchen Sie stattdessen, seine Welt voll Druck und Belastungen zu
verstehen. Er braucht es wirklich, sich zu Hause zu erholen.
• Ihr Ziel sollte sein: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Zuhause ein Ort voller Frieden, Ordnung und Behaglichkeit ist, wo
Ihr Mann Körper und Geist erfrischen kann.
• Begrüßen Sie ihn nicht mit Beschwerden und Problemen.
• Beklagen Sie sich nicht, wenn er spät heimkommt oder selbst wenn er die ganze Nacht ausbleibt. Nehmen Sie
dies als kleineres Übel, verglichen mit dem, was er vermutlich tagsüber durchgemacht hat.
• Machen Sie es ihm bequem. Lassen Sie ihn in einem gemütlichen Sessel zurücklehnen oder im Schlafzimmer
hinlegen. Halten Sie ein kaltes oder warmes Getränk für ihn bereit.
• Schieben Sie ihm sein Kissen zurecht und bieten Sie ihm an, seine Schuhe auszuziehen. Sprechen Sie mit leiser,
sanfter und freundlicher Stimme.
• Fragen Sie ihn nicht darüber aus, was er tagsüber gemacht hat. Zweifeln Sie nicht an seinem Urteilsvermögen
oder seiner Rechtschaffenheit. Denken Sie daran: Er ist der Hausherr und als dieser wird er seinen Willen stets mit
Fairness und Aufrichtigkeit durchsetzen. Sie haben kein Recht, ihn in Frage zu stellen.
• Eine gute Ehefrau weiß stets, wo ihr Platz ist.
© Housekeeping Monthly, 1955

Ich kann mir vorstellen, dass das durchaus dem einen oder anderen gefallen könnte, allerdings hätte man dann keine Frau zuhause, sondern einen Zombie....grins.





edition csc, Montag, 20. Dezember 2010, 19:25
Dieses Hausfrauenprogramm scheint sich im besonderen innnerhalb der gehobenen Bildungsschicht großer Beliebtheit zu erfreuen.


blindekuh, Dienstag, 21. Dezember 2010, 11:11
genau das ist ja das Erschreckende.....

wuhei, Dienstag, 21. Dezember 2010, 10:11
Was für erlesener Schwachsinn!
Ich kenne leider etliche Fauen, die das immer noch gut finden.

Frauen werden nach wie vor von vielen Männern niedergekuscht und bei Bedarf und anderer eigener Meinung auch geprügelt. Und diese Frauen tauen sich gar nicht oder meist zu spät, sich zu wehren, wenn sie die Housekeeping Monthly - Liste (zwar von 1955, aber immer noch gültig!) nicht brav einhalten.

Aber kann mir wer erklären, warum Gewalt in der Ehe durch Männer tagtäglich vor- und nur selten vor den Richter kommt?

lg, Iris, alt, lieber allein als in so einer Ehe!


blindekuh, Dienstag, 21. Dezember 2010, 11:16
Liebe Iris,
das kann ich sehr gut verstehen, ich könnte das auch nicht. Nebenbei bemerkt sagte der Göttergatte, er würde sich aufhängen, wenn er mit einem solchen Roboter leben müsste. Sonst wäre er vermutlich aber auch nicht der Göttergatte.
Er ist allerdings noch mit diesem Frauenbild vor den Augen aufgewachsen, meine Schwiegermutter war so und sie hat auch versucht, mich zu einer guten Haus- und Ehefrau zu bekehren. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass wir lange Zeit kein gutes Verhältnis hatten.
Bis ihr dann mal die Augen aufgingen. Heute heult sie sich regelmässig bei mir aus, weil der Schwiegervati natürlich in alten Gleisen rumwurschtelt.....
Schlagen, allerdings, egal in welche Richtung, geht garnicht. Es gibt ja viele Streitpunkte, auch und vielleicht gerade in einer guten Ehe, aber das wäre dann der Scheidungsgrund, da stimme ich absolut zu.

LG Annie




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